Bursfelder Miniaturen

Revue passierte Schau von Beiträgen zur Geschichte und monastischen Spiritualität eines benediktinischen Weserklosters. Erarbeitet von C.C. Sumpf, Hann. Münden

Bursfelde filia von Corvey?

Immer wieder wird behauptet Bursfelde sei ein Tochterkloster von Corvey. –
Das ist schlichtweg falsch!

Zwar setzte sich der erste Konvent vorwiegend aus Corveyer Mönchen zusammen; woher hätte man die Patres für die Gründungsbesetzung auch sonst holen sollen? Es bot sich dafür das bereits 822 gegründete – ja auch, wie Bursfelde an der Weser gelegene – Corvey an. Dort herrschte bereits seit 270 Jahren intensives klösterliches Leben. Vor allem war es Ausgangspunkt für die Missionsarbeit im alten heidnischen Sachsenland. –

Der Einfluss von Corvey ist auch für Bursfelde unumstritten, doch wurde letzteres als Gründung des Grafen Henricus Crassus, eines Sohnes Ottos von Northeim, in keiner Weise von Corvey observiert. Jene Reichsabtei zählte seit 1505 vielmehr zu den Observanten der Bursfelder Union.

Henricus Crassus war der Urgroßvater Heinrichs des Löwen mütterlicherseits und ließ sich die Bursfelder Basilika als seine Grabeskirche errichten. Dies gelang durch Unterstützung insbesondere der begüterten Tochter Richenza, Gemahlin des Kaisers Lothar von Supplinburg. Die Gründungsmodalitäten waren also weitgehend privater Natur des bedeutenden Northeimer Grafengeschlechts, das unter dem Grafen Otto – zwar vergeblich- aber immerhin in Rivalität zu Heinrich IV die Kaiserwürde anstrebte.

Es soll in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, dass die Tochter der Richenza, nämlich Gertrud, die Stammmutter des sächsischen Welfenhauses ist.

Warum sich Heinrich der Reiche ausgerechnet diesen Ort an der Mündung der Nieme in die Weser als Grablege aussuchte wird verschieden gedeutet. Es ist nicht auszuschließen, - ja vieles spricht dafür - dass dies der Ort ist, an dem Ludwig dem Deutschen 852 auf einer hier zusammengerufenen sächsischen Gauversammlung die endgültige Aussöhnung der Sachsen mit den Franken gelang. Und das war immerhin die Voraussetzung für die Gründung des 1. Deutschen Reiches. -

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Foto: C.C. Sumpf

Grablege Heinrichs des Reichen, Gründer des Klosters

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