Bursfelder Miniaturen

Revue passierte Schau von Beiträgen zur Geschichte und monastischen Spiritualität eines benediktinischen Weserklosters. Erarbeitet von C.C. Sumpf, Hann. Münden

Anfänge der Klostergründung

Nach dem im Kapitel „Die Tat Ludwigs des Deutschen“ Gesagten wird es auch verständlich, warum Heinrich der Reiche, Sohn Ottos von Northeim, in Bursfelde seine Grabstätte suchte; baute er sich doch hier im Bereich einer Vorläuferkapelle - eine Grabeskirche, deren Langhaus 1093 geweiht und deren Gesamtbau 1150 vollendet wurde. (1)

Wir haben nun bereits etwas über den geschichtlichen Ort Bursfelde gehört und wollen im folgenden der Frage nachgehen, woher die Mönche kamen, die sich - dem Rufe Heinrichs von Northeim gehorchend - anschickten, hier ein neues Zentrum geistigen und kulturellen klösterlichen Lebens aufzubauen.
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(1) Annales Corbeienses, Leibniz Script. Brunsvicensia II, Hannover 1710, S. 296.



Soldaten Christi, woher sie kamen...

Die ersten Mönche, die auf altsächsischem Boden fußfassten, kamen von Corbie bei Amiens und gründeten hoch oben im Solling das sagenumwobene Hethis. (1) Ein paar hundert Meter westlich der Ahlequelle befand sich zu jener Zeit offenbar dort eine grandiose, noch von den Kelten benutzte megalithische Kalenderanlage mit einem System von Visuren, das sind Steinsetzungen, die ein Anvisieren wichtiger astronomischer Punkte am Horizont ermöglichten, die von kultischer Wichtigkeit waren. Der als Druidensitz identifizierte "Bredenstein" mit einem heute entschlüsselten Kultbild auf seiner Oberfläche (siehe Internetseite von Peter Pförtner, Dörnten: "Megalithen und andere Steine rund um Dörnten") und auch der "Hackelbergstein" (Foto vom Stein und Skizze der Einritzungen) waren in dieses ehemals bedeutungsvolle heidnische Kultsystem einbezogen. (4)

Die Mönche versuchten offenbar, alle Spuren jener Anlage zu zerstören, war doch ihr Anliegen, das Heidentum möglichst mit Stumpf und Stiel auszurotten. - Das 815 gegründete Hethis wurde schon nach wenigen Jahren von den Mönchen wieder aufgegeben, als sich das Wasser ihrer Quellen nach einem unheimlichen Grollen im Erdinneren plötzlich blutig rot gefärbt hatte. So bauten sie nun ihr Kloster im freundlicheren Wesertal als Corvey (in Erinnerung an Corbie) um 820 wieder auf. (2) (3)

Heute wissen wir, dass sich unter Hethis ein tektonsches Erdbeben ereignet hatte, wodurch sich eisenschüssiges Material aus der Buntsandsteinscholle des Untergrundes gelöst hatte. - War dies Ereignis eine Strafe Gottes für die Mönche, die so unchristlich mit den Heiligtümern der Heiden umgegangen waren? - (4)

Unser Exkurs in den Solling und nach Corvey war nötig, weil Bursfelde in seinen Anfängen eng mit Corvey verknüpft war, zumal sich der erste – von Heinrich d. Reichen herbeigerufene – Konvent aus Corveyer Mönchen zusammensetzte. So sind die bewegten Anfänge benediktinischen Wirkens um Corvey für das 270 Jahre später gegründete Bursfelde nicht ohne Bedeutung. –

(1) SCHULZE,G., Aus der Geschichte der Abtei Corvey bis zur Herrschaft der Preußen, in: Die Provinz Westfalen, Minden 1900, S. 268 ff, insbesondere S. 270, Abs. 2 (hier nur ein dürftiger Bericht).

(2) KRÜGER,H., Hethis im Solling, der Ort der ersten Klostergründung im Sachsenlande, in: Göttinger Blätter f. Geschichte u. Heimatkunde Südhannovers, 2. Jg. (1936) Heft 2, S. 19 bis 32, (mit reichlichen Quellenbelegen).

(3) ROCK,B., Hethis, der Ort der ersten Klostergründung in Niedersachsen, Sonderdruck Nr. 12 der Heimatblätter für Northeim und Umgebung (1938), S. 3 bis 23, (hier taucht erstmals die Vermutung auf, dass in Hethis eine tektonische Erdbewegung stattgefunden haben könnte. Die Klosterstelle wird neu plaziert: "Auf Grund des auffälligen Zusammentreffens aller dieser Indizien dürfen wir mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass die Stelle des Klosters Hethis der heutige Forstort Monnekenplaggen ist“

(4) RIKUS, N., Spuren vorchristlicher Kulte im Weserraum, Höxter 1982, S. 10 f, Das Kloster Hethis: "Hethis bedeutet Hauptthingplatz".. S. 4 ff, Der Bredenstein: "Die Anlage am Bredenstein ist sicher über 4000 Jahre alt". (Der Autor rekonstruierte hier eine weitgehend zerstörte megalithische Kalenderanlage).

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