Bursfelder Miniaturen

Revue passierte Schau von Beiträgen zur Geschichte und monastischen Spiritualität eines benediktinischen Weserklosters. Erarbeitet von C.C. Sumpf, Hann. Münden

Urchristliche Spiritualität

Bei näherem Hinsehen erkennen wir evangelischen Christen unschwer, wie arm wir doch geworden sind, die wir da etwas sehr Wichtiges und eigentlich Unverzichtbares im Verlaufe der Jahrhunderte über Bord geworfen haben, und dass es leichtfertig wäre, es damit für alle Zeit bewenden zu lassen.

Die Entwicklung im Bereich sakraler Inhalte hat zu einem Zustand bedauerlicher Verarmung geführt, die uns mehr und mehr bewusst wird. Die nun zu beobachtende große Sehnsucht der Menschen nach erfahrbarer Spiritualität, müsste nachdenklich stimmen.

Buchtitel heutiger Autoren, wie: „Predigt in Stein“, „Spirituelle Funktionen sakraler Bauelemente“, aber auch z.B.: „Der exemplarische Mensch“ , womit der Heilige als „Werkzeug“ zur Gottesfindung gemeint ist, sollten uns aufhorchen lassen.

Thomas

Die Kurie hat wohl mit Bedacht dem Apostel Thomas, diesem großen Zweifler, den Tag als Verehrungstag zugewiesen, an dem die Sonne ihren niedrigsten Stand erreicht hat, nämlich den 21. Dezember. Leitet doch die Berührung der Seite des Auferstandenen Christus den Sieg des Lichtes über die Finsternis ein, das ja von diesem Tage an wieder an Kraft gewinnt. Und schließlich hat die röm.- kath. Kirche mit einer solchen Platzierung den Thomastag unmittelbar in den geheiligten Zeitbereich der Geburt Jesu gerückt.

Befassen wir uns näher mit der faszinierenden Gestalt jenes Heiligen, so verstehen wir die Heraushebung:

Thomas, der als einziger Jünger bereit war, mit seinem Herrn in den Tod zu gehen (Joh.11,16), hat eine solch besondere Ehre verdient. Sein missionarischer Eifer und unbeirrbares Bezeugen und Bekennen lässt ihn nach der Entrückung Christi selbst als brennende Fackel erscheinen, als berufenen Verkünder, der das Feuer des Glaubens hinausträgt in die Welt. Dieser in unserer Bibel nur wenig erwähnte Heilige gewinnt auch nach neueren Textfunden an Bedeutung.

Das Thomasevangelium

Etwa 60 km nordwestlich vom ägyptischen Luxor vergruben stets verfolgte koptische Mönche bei Nag Hammadi um 390 n. Chr. die von kanonischer Rezension verschont gebliebene Bibel der Gnostiker mit einer Fülle bisher unbekannter Jesusworte, im Wüstensand.

Das auf urchristlichem Geistesgut beharrende spiritualisierte Leben jener Mönche missfiel den dort Herrschenden also bereits in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten. Heute ist dies in Ägypten kaum anders.

Auch eine erst jetzt zugängliche Version des Thomasevangeliums befand sich in unberührter Form unter diesen erst 1945 wiederentdeckten

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