Bursfelder Miniaturen

Revue passierte Schau von Beiträgen zur Geschichte und monastischen Spiritualität eines benediktinischen Weserklosters. Erarbeitet von C.C. Sumpf, Hann. Münden

Weckruf durch Hammerschläge
- Betrachtung anlässlich des Reformationsfestes –

Als 34-Jähriger schlägt Luther am 31. Oktober des Jahres 1517 die 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. -
Jede seiner Thesen ist ein Hammerschlag und das ganze Pergament ein Weckruf für die schläfrige Christenheit seiner Zeit. Sie setzen eine Bewegung in Gang, deren geistige Kraft wir noch heute beim Lesen der Thesen empfinden und unter deren Auswirkung Protestanten wie Katholiken noch heute leben.
Es ist bei den Christen evangelischen Glaubens nur erst recht wenig bekannt, dass das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) endlich zu einer positiven Beurteilung der Reformation Martin Luthers gefunden hat und die Gegenreformation als eine "theologische Fehlleistung" erkannte.
So möge an einige der markantesten Sätze dieser geistigen Proklamation erinnert werden, ohne dass dadurch unsere katholischen Brüder Schaden erleiden. Sind es doch diese Thesen, die Luthers Diskussionsgegnern damals zwar den Atem verschlugen und die der römischen Kirche s. Zt .als Rebellion erscheinen mussten, durch die aber, wie wir heute gemeinsam sehen, die Christenheit schließlich den Verirrungen und dem Missbrauch geistiger Macht entwachsen sollte. Sind sie es doch, durch die der einzelne Christ wieder mehr und mehr, wie in den Gemeinden des Urchristentums, in die Selbstverantwortung gegenüber seinem Gott gestellt wurde:

"Die predigen Menschentant, die vorgeben: sobald der Groschen im Kasten klinge, fahre die Seele aus dem Fegefeuer . "
"Die werden samt ihren Meistern in die ewige Verdammnis fahren, die da meinen, durch Ablassbriefe ihrer Seligkeit gewiss zu sein."
"Vor denen soll man sich sehr wohl vorsehen, die da sagen: des Papstes Ablass sei jene unschätzbare Gottesgnade, dadurch der Mensch mit Gott versöhnt werde." "Ein Christ, so wahre Reue und Leid hat über seine Sünden, der hat völlige Vergebung von Straf und Schuld, die ihm auch ohne Ablassbriefe gehört."
"Man soll die Christen lehren: wer den Armen gibt oder leihet dem Dürftigen, der thue besser als wenn er Ablass lösete."
". . .So der Papst wüsste der Ablassprediger Drängen und T reiben, wollte er lieber, dass Sankt Peters Münster zu Asche brennete, denn dass es mit Haut, Fleisch und Bein seiner Schafe sollte erbauet sein."
"Weg daher mit allen den Propheten, die da sagen zu der Gemeinde Christi: "Friede, Friede!" und ist kein Friede. Aber gesegnet alle Propheten, die da sagen zu der Gemeinde Christi: "Kreuz , Kreuz !" (gemeint ist hier: Sündenlast) und ist kein Kreuz."
"Der rechte wahre Schatz der Kirche ist das allerheiligste Evangelium der Herrlichkeit und Gnade Gottes." "Der Ablass, den die Prediger für große Gnade anrufen, ist freilich für große Gnade zu halten, insofern er großen Gewinn trägt. Und doch ist er die allergeringste, verglichen mit der Gnade Gottes und des Kreuzes Gottseligkeit."
"Man soll die Christen vermahnen, dass sie...mehr durch viel Trübsal (hier ist gemeint: der schmerzliche Weg der Reue), als durch falschen Seelenfrieden (wie ihn der Ablass verspricht) ins Himmelreich einzugehen sich getrösten."

Was seit jener Sternstunde der Christenheit, in der Luther auf den Plan trat, immer wieder versucht wurde, ist ein "Anpassen" und damit Verfälschen unwandelbarer Begriffinhalte von Worten wie: Freiheit, Friede. Gnade, Gerechtigkeit an den Zeitgeist.
Auch heute gilt es auf der Hut zu sein, dass nicht falsche Propheten wache Christen mit Dreck bewerfen dürfen, die in der Nachfolge Luthers fundamentale Begriffe des Glaubens vor solchen Verdrehungen zu verteidigen suchen.
An der pochenden Kraft des Lutherwortes sind bisher all diese Anschläge abgeprallt. Luthers Weckruf wird auch in der Zukunft nicht verhallen! –

Carl-Christian Sumpf

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